Ich habe gestern mal wieder mit jemandem über das Thema der Verfälschung der Bibel im Laufe der Jahrhunderte gesprochen. In den letzten Jahren begegnete mir dieses Thema öfter und in einigen Fällen begegneten mir Menschen, die ihre deutsche Bibelübersetzung wörtlich nehmen und darauf begründet andere Menschen bevormunden. Deshalb möchte ich in diesem Blog etwas zu diesem Thema schreiben, um einige Dinge, die ich sicher sagen kann, klar zu stellen.
Wer schon einmal als Übersetzer in einer Verhandlung gearbeitet hat, wo beide Verhandlungspartner unterschiedliche Sprachen sprechen der weiß, dass Übersetzung eine Kunst ist. Es ist dabei wichtig, dass beide Verhandlungspartner verstehen können, was der andere meint und wie er denkt. Es geht darum, dass beide Parteien einander verstehen. Eines ist sicher: Wird in einer Verhandlung wörtlich Übersetzt, geht die Verhandlung schief. Das Problem dabei ist aber, dass ich als Übersetzer meine Absicht in die Übersetzung einfließen lasse. Ich möchte, dass beide Parteien einander verstehen. Damit beeinflusse ich die Übersetzung mit meiner Absicht.
Das nächste Problem bei der Übersetzung liegt in den Wortbedeutungen selbst. Ein Wort steht immer für eine Erfahrung, die mit einem Wort assoziiert wird. Da jeder Mensch andere Erfahrungen hat, versteht er jedes Wort anders als ein anderer Mensch mit einem anderen Erfahrungsschatz. Nun liegen zwischen der Antike und unserer Zeit Jahrtausende und unterschiedliche Kulturräume. Unsere Erfahrungswelt ist heute völlig anders als die Erfahrungswelt der Menschen im Orient der Antike.
Ein weiterer Sachverhalt besteht darin, dass mir als Christ keine Originaldokumente aus der Zeit Jesu oder der Zeit des alten Testaments vorliegen. Originaldokumente sind über die Jahrtausende meist verfallen und es liegen häufig nur Abschriften von Abschriften vor. Ob die Abschriften korrekt sind oder ob zu jeder Zeit die jeweiligen Machthaber Einfluss auf die Abschriften genommen haben, weiß niemand. Ich muss dies aber zumindest für möglich bis wahrscheinlich halten.
Ein Sachverhalt, der die sinngetreue Überlieferung der Bibel begünstigt ist die Tatsache, dass grobe Fehler bei der Überlieferung auffallen, wenn es mehrere Überlieferungswege gibt und wenn alte Bibelübersetzungen bei vielen Menschen aufgehoben und nicht weggeworfen werden. Die Bibel einfach mal so zu ändern, fällt über kurz oder lang auf, wenn sich viele Menschen mit der Bibel beschäftigen.
Ich habe mal einen schönen Spruch gehört: „Wie kann man einen Tiger am besten beschützen? Ganz einfach: Man öffnet die Tür seines Käfigs.“
Die Worte der Bibel sind in jeder Sprache kraftvoll. Das erklärt auch, warum sich die Bibel weltweit verbreitet hat und von vielen autoritären Machthaber gehasst und verboten wird. Wenn eine Bibelübersetzung durch die Machthaber zu sehr verfälscht und für ihre Politik missbraucht wird, verliert sie ihre Kraft. Eine verfälschte Bibel wird irgendwann so langweilig und sinnlos, so dass sie keiner mehr lesen möchte. Eine gute Bibelübersetzung hat Kraft und spricht zu ihrem Leser jedes mal von Neuem, wenn wie gelesen wird. Sie führt dazu, dass sich Menschen Gott zuwenden und dass in ihnen die Früchte des heiligen Geistes wachsen nämlich Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut, Mäßigung. (Galater 5,19-23) Die Menschen, die eine solche kraftvolle Bibelübersetzung lesen spüren die Gegenwart Gottes und die Bibel ist ihnen in ihrem Leben eine Hilfe.