In diesem Artikel möchte ich ohne eine große Einleitung direkt auf dem Punkt kommen, um den es hier gehen soll: Soll ich als Christ andere Menschen dazu nötigen, die Corona-Maßnahmen einzuhalten?
Ich möchte hier nicht das Für und Wider der Maßnahmen rational diskutieren, denn beide Positionen lassen sich mit Argumenten belegen oder widerlegen. Eine Antwort auf diese Frage ist mit logischen Argumenten nicht zu finden. Es gibt aber einige Aspekte in der Bibel, die die Vertreter beider Positionen beachten sollten, da sie Grundprinzipien der gesamten Schöpfung betreffen:
Der erste Prinzip besteht darin, dass wir uns nicht über andere stellen sollten. Jesus sagt im Lukas-Evangelium:
„Warum kümmerst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders oder deiner Schwester und bemerkst nicht den Balken in deinem eigenen? Wie kannst du zu deinem Bruder oder deiner Schwester sagen: >> Komm her, Bruder; komm her, Schwester; ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen <<, und merkst gar nicht, dass du selbst einen ganzen Balken im Auge hast? Scheinheilig bist du! Zieh doch erst den Balken aus deinem eigenen Auge, dann kannst du dich um den Splitter in einem anderen Auge kümmern!“
(Lukas 6,41-42) [1]
Kein Mensch kennt die Konsequenzen dessen, was er tut wirklich. Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Wir bewerten unsere Umgebung immer nur mit den spärlichen Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben. Wenn wir andere Menschen zu der einen oder anderen Position nötigen wissen wir nicht, was wir damit verursachen. Die Konsequenzen unseres Handelns wirken sich aber langfristig aus und wer die Konsequenzen trägt, weiß nur Gott allein.
Ein weiteres Prinzip ist Buch „Prediger“ im alten Testament zu finden: Es zeigt die Nichtigkeit der Dinge, über die wir Menschen uns streiten. Das Buch „Prediger“ schließt mir folgenden Sätzen:
„Im Übrigen lass dich warnen, mein Sohn: Es werden viel zu viele Bücher geschrieben und das viele Grübeln kann dich bis zur Erschöpfung ermüden. Fassen wir alles zusammen, so kommen wir zu dem Ergebnis: Nimm Gott ernst und befolge seine Gebote! Das ist alles, worauf es für den Menschen ankommt. Über alles, was wir tun, wird Gott Gericht halten, über die guten und die schlechten Taten, auch wenn sie jetzt noch verborgen sind.“ [1]
(Prediger 12,12-14)
All die Dinge, die wir heute als so wichtig ansehen, sind bei genauerer Betrachtung bedeutungslos. Irgendwann sind wir alle an dem Punkt, wo wir gezeigt bekommen, dass unser Leben endlich ist. Dann blicken wir auf unser bisheriges Leben zurück und merken, wie unwichtig all die Dinge, all die Streitereien und Ideologien sind. Dann geht es nicht mehr um Corona-Maßnahmen, um unseren Arbeitsplatz, um Verordnungen oder unseren sozialen Status. Das einzige, was dann noch bleibt ist die Beziehung zu Gott, sei es beim Lesen in der Bibel, im Gebet, beim Singen und Feiern des Abendmahls im kleinsten Kreis oder beim Betrachten der Natur mit all ihren Formen und Farben.
Welches Verhalten ist in Bezug der jetzigen Situation ratsam, wo so viele vermeintliche Heilsbringer den Menschen sagen wollen,was richtig ist? Vielleicht gibt der Apostel Paulus hier eine in seinem Brief an Timotheus eine Antwort:
„Wenn jemand etwas anderes lehrt und sich nicht an die gesunden Worte unseres Herrn Jesus Christus und die allgemeine christliche Lehre hält, dann ist er aufgeblasen und versteht nichts. Er hat einen krankhaften Hang zu spitzfindigen Untersuchungen und Wortgefechten. Daraus entstehen Neid und Streit, Beleidigungen, böse Verdächtigungen und fortwährender Zank. Solche Menschen haben ihren gesunden Verstand verloren. […] Du aber gehörst Gott, deshalb fliehe vor alldem! Jage dagegen der Gerechtigkeit nach, der Gottesfurcht, dem Glauben, der Liebe, der Geduld und der Freundlichkeit!“ [1]
(1. Timotheus 6,3-5.11)
[1] Gute Nachricht Bibel, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft